Ein Herr, den ich zehn Jahre lang nicht gesehen hatte, kam im Berghotel per Automobil an und sagte zu mir: „Gut, daß ich gerade Sie hier begrüßen kann. Sie kennen sich doch auf dem Semmering gewiß gut aus. Wo ist hier der Raseur?!“ — „Gleich im Hause daneben“, erwiderte ich. — „Ich wußte es ja,“ sagte er beglückt, „daß ich mich an die richtige Adresse gewendet habe; adieu — — —.“
Ein Herr schreibt mir aus Prag: „Teurer verehrter Meister, in Ihrem Buche „Prodromos“ ist ein englischer Reibhandschuh angepriesen. Kann ihn in ganz Prag nicht finden. Bitte auch um genaue Angabe des Preises!“ Ich schrieb zurück: „Bürsten sind nur in Eisenhandlungen zu finden, Preis 1 Krone und 10000, je nach der Qualität!“
Eine Dame, die mir ausnehmend gut gefiel, sagte mir: „Ich habe ein diskretes Anliegen an Sie. Können Sie mich nicht mit Ihrem reizenden Freunde bekannt machen?!“ — „Nein!“ erwiderte ich schlagfertig.
Ein Herr aus Berlin schrieb mir: „Wie lange wollen Sie noch uns Leser mit Ihren Brocken von angeblicher Seelentiefe anöden?!“ Ich erwiderte, ich sei zwar schon ziemlich abbröckelnd, aber den genauen Zeitpunkt des definitiven Endes könne ich nicht angeben, er möge sich noch ein wenig gedulden — — —.
Jemand fragte mich, wo denn eigentlich meine Bücher zu haben seien?! Worauf ich erwiderte: „Ich glaube, der Bäckermeister oder der Schuster dürfte noch einige Exemplare auf Lager haben — — —.“
Jemand schrieb mir aus Klein-Höflein, wo ich nie gewesen war und auch niemanden kenne: „Falls Sie nicht innerhalb acht Tagen Ihre Schuld von 11 Kronen 60 Heller bezahlen, werde ich die Sache meinem Advokaten übergeben!“ Infolgedessen bezahlte ich 11 Kronen 60 Heller nach Klein-Höflein. Wenn ich nur wüßte, wo dieser Ort liegt?!
Jemand sagte zu mir: „Ah, Sie sind der berühmte Herr Paul Altenberger, über den so viele gute Witze kursieren?!“ Ich sagte, ich hätte noch andere Qualitäten, und entfernte mich hoheitsvoll-gelassen.
Eine junge Dame sagte zu mir: „Einmal und nicht wieder!“ Ich hatte sie nämlich ihr Nachtmahl selbst bezahlen lassen. Freilich hatte ich die vergebliche Hoffnung gehabt, sie würde auch meines gleich mitbezahlen — — —.
Eine reiche Familie, der ich es mitteilte, daß heute, 9. März, mein Geburtstag sei, sagte im Chore, daß man es mir wirklich gar nicht ansehe, ich schaute aus wie ein guterhaltener Fünfziger. Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte den „Fünfziger“ gut erhalten!
Das sind lauter oberflächliche Bekanntschaften, nichts Solides dahinter, kein Gemüt und kein Geld. Es ist sehr, sehr schwer, Menschen zu finden, die sich wirklich und ernstlich an einen anschließen — — —.