Daß die „Nervenärzte“ nichts verstehen, wäre eine natürliche menschliche Eigenschaft der meisten Berufsmenschen, wenige Genies ausgenommen. Aber daß sie ihre schändliche Ignoranz ausnützen auf „suggestivem Wege“, indem sie die selbstverständlich viel mehr „über ihre eigenen Zustände“ verstehenden Kranken durch ihren schmählichen Doktortitel, zu ihren „folgsamen kuschenden Hundesklaven“ machen wollen, das ist eine bodenlose feige Gemeinheit! Eine Dame z. B. liebt ihre Schwester fanatisch, und ihr sich für sie aufopfernder Gatte kann gerade diese Schwester und den Fanatismus seiner Frau für dieselbe nicht ausstehen! Wenn sie ins Zimmer tritt, geht er aus dem Zimmer. Das erzeugt naturgemäß allmählich Nervenzerstörung. Der liebevolle Gatte schickt sie in ein „erstes“, d. h. teuerstes Sanatorium. Dort sagt man nicht dem Esel von Gatten (gibt es überhaupt andere Tiersorten dieser Gattung?!): „Sie müssen mit der Schwester Ihrer Frau liebenswürdiger umgehen!“ Sondern man verordnet „Lichtbäder“ mit nachfolgenden kalten Duschen!
Die arme junge Frau klagt dem Arzte: „Mein Mann behandelt meine zärtlichst und fanatisch geliebte Schwester roh, verständnislos, lieblos vor allem gegen mich, die angeblich Geliebteste, Verehrteste!?! Ist das seine Opferfähigkeit?!?“
Der Arzt erwidert: „Nach zwanzig Lichtbädern mit nachfolgenden kalten Duschen wird sich das alles, alles geben! Sie werden dann die Dinge mit ganz anderen Augen anschauen — — —!“
„Aber Herr Doktor, die Liebe zu meiner Schwester — — —!“
„Auch das sind nur vorübergehende Exaltationszustände! Glauben Sie es mir, meine Gnädige, Ihr Fall ist ›typisch‹. Sechs Wochen bei uns, und Ihre Schwester wird Ihnen gleichgültig werden!“